Dritte Welle vs. Pleitewelle: Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Wiedereröffnung der Restaurants?

Klaus Preisner
März 12, 2021

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***Aktualisierung***

In der Schweiz können Restaurants ab 19. April wieder öffnen, allerdings nur Aussensitzplätze. Max. 4 Personen pro Tisch (Ausnahme: Eltern und ihre Kinder können zusammen auch mehr als 4 Personen sein).

 

In Österreich wird die Öffnung der Gastronomie für Mitte Mai geplant, wobei der Zutritt für Gäste einen Nachweiss von Impfung oder negativen Testergebnis voraussetzen soll.

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Weniger Infizierte, weniger Tote.  Mit dem Abebben der zweiten Welle und der Zunahme des Impfschutzes werden die Rufe nach einer schnellen Wiederbelebung der Wirtschaft lauter. Aufwachen, Aufmachen, Aufpassen! Die Forderung: Restaurants schnell wieder eröffnen. Was spricht dafür, was dagegen?

 

Restaurants: Gasherd ja, Infektionsherd nein?

Schon bei der Einschätzung, ob Restaurants Orte der Ansteckung sind, gehen die Meinungen auseinander.  Es gibt Studien, die zeigen, dass die Ansteckungsgefahr in Büros deutlich höher ist als in Kinos oder Restaurants. Wie gross die Gefahr ist, sich mit Corona zu infizieren, hängt im wesentlichen auch von der Auslastung in den Restaurant-Räumen ab (eine Tabelle mit einem Überblick über Covid-19 Ansteckung in Abhängigkeit der Aerosolpartikel gibt es hier). Sicher ist: Je länger man sich in einem Innenraum aufhalte, desto mehr Aerosol-Partikel atmet man ein. Auch in der Schweiz geht der Bundesrat von einem erhöhten Ansteckungsrisiko in Restaurants aus. Langes Verweilen zahlreicher Menschen ohne Maske - schliesslich isst und trinkt man ja am Tisch. Das Virus ist sozial, es braucht Kontakte. 

 

Anders sehen das Gastronom*innen wie zum Beispiel Rudi jun. Bindella und Rudi sen. Bindella. Bindella ist das grösste gastronomische Familienunternehmen der Schweiz mit rund 1300 Angestellten. Sie postulieren, dass ihnen bislang keine Infizierung in einem ihrer 44 Restaurants bekannt sei. Die Schutzmassnahmen würden in der Gastronomie rigoros umgesetzt und das Ansteckungsrisiko überschätzt.

 

Gründe zu öffnen - und solche es nicht zu tun

Was waren eigentlich die Gründe für den Lockdown? Eine Überlastung des  Gesundheitssystems vermeiden und Risikogruppen schützen, Leben retten. Die Zahlen gehen runter, weniger Neuinfektionen, weniger Hospitalisierte, weniger Todesfälle. Gleichzeitig verfügen immer mehr Risikopersonen über einen Impfschutz. Damit gibt es also immer weniger Gründe für harte Beschränkungen, einerseits für die Bevölkerung, andererseits für ganze Branchen wie die Gastronomie. 

 

Allerdings haben in Deutschland bislang erst 3,3 % der Bevölkerung einen vollständigen Impfschutz gegen Corona. In Österreich sind immerhin 10,4 % der Gesamtbevölkerung gegen Corona geimpft - das der Stand von Anfang März 2021. In der Schweiz sind es bis zu diesem Zeitpunkt erst 2 % der Bevölkerung, die zwei Impfungen erhalten und damit den vollen Schutz vor Infektion haben. Ohne Schutzkonzepte - Abstand, Kapazitätsbeschränkung, Maske, Desinfektion - oder alternativ eine Öffnung nur für immunisierte Personen - würde bei einer Zunahme der Kontakte eine dritte Welle drohen, nicht zuletzt weil ansteckendere Virusmutationen derzeit auf dem Vormarsch sind. 

 

Wann soll geöffnet werden?

Derzeit sind die Länder sehr darauf bedacht, eine weitere grosse Infektionswelle zu vermeiden. Anders als im Sommer soll also weder zu früh, noch gleich unbeschränkt geöffnet werden. In Deutschland ist nicht mit einer Teil-Öffnung der Restaurants vor 28.März zu rechnen. In der Schweiz ist derzeit der 22. März vorgesehen, in Österreich der 27. März . In allen drei Fällen sind die Termine in den politischen Gremien noch umstritten. Und in allen drei Ländern sollen vorerst nur auf den Terrassen Gäste bewirten werden dürfen. Für die meisten Restaurants ist das allerdings nicht wirtschaftlich, da sie entweder zu wenige oder gar keine Aussensitzplätze haben. 

 

Zudem ist das Wetter weder jeden Tag schön, noch den ganzen Tag stabil. Wohin also mit den Gästen, wenn plötzlich Wolken aufziehen, Regen niedergeht, fragt z.B. Rose Lanfranchi von der Wirtschaft Ziegelhütte in Zürich in einem NZZ-Interview. Nach dem 1. Gang und einem Glas aus der bestellten Flasche nach Hause schicken? 

 

Die Forderungen der Gastronom*innen weichen in zwei Richtungen ab. Die Branchenverbände wie Gastrosuisse in der Schweiz und DEHOGA in Deutschland fordern mit Verweis auf die horrenden Geschäftszahlen eine frühere und zudem vollständige Öffnung der Restaurants, also auch der Innenräume. Der Präsident von Gastrosuisse, Casimir Platzer, mahnt zudem in einem Interview Sitzmöglichkeiten statt dem unkontrollierten Herumstehen vor Take-Away-Betrieben an. Der Druck ist immens. Bei praktisch allen der 4200 Mitglieder von Gastrosuisse ist die Liquiditätssituation kritisch, eine Konkurs- und Kündigungswelle brande erst noch an. 

Einzelne Gastronomen wie Daniel Ernst oder Pascal Erb aus Zürich äussern dem Tagesanzeiger gegenüber hingegen, besser abzuwarten, bis alles unter Kontrolle ist und die Gefahr der dritten Welle gebannt ist. Erst dann solle geöffnet werden, dafür aber ohne Einschränkung. Bloss keinen Jo-Jo-Effekt und eine erneute Schliessung im Sommer.

 

Blindflug, Instrumentenflug, pünktliche Landung?

Wirtschaftliche Interessen stehen gesundheitspolitischen Zielen entgegen. Dennoch sind die Fronten nicht so klar wie es scheint. Wirtschaftsliberale und bürgerliche Parteien fordern eine rasche Normalisierung der Wirtschaft und frühere Öffnung der Restaurants. Allerdings hat sich in der Schweiz auch die Gesundheitskommission des Nationalrats für eine vorgezogene Öffnung ausgesprochen. Wohl auch, weil sie das Infektionsrisiko in Restaurants nicht so hoch einschätzt. Die Wende ist vollzogen: Begründet werden muss nicht mehr die Öffnung. Begründungsbedürftig ist nun der Lockdown! So oder so: Wie wird entschieden? 

 

Für viele sind weder die Entscheidungsgrundlagen, noch die Entscheidungen selbst nachvollziehbar. Für Restaurants kommt es einem Blindflug gleich. Verbindliche Termine für die Öffnung gibt es nicht, und kann es vielleicht auch nicht geben. Doch selbst die Teil-Öffnung der Restaurants Ende März samt dann gelten Schutzkonzepten wird nur in Aussicht gestellt, ist also nicht beschlossen. Von einer pünktlichen Landung kann also auch nicht gesprochen werden.  Doch - und das bemängeln viele Gastronom*innen - auch von einem Flug nach Instrumenten kann nicht gesprochen werden. Klare Indikatoren für die Lockerung werden einerseits nur selten genannt, andererseits nicht immer strikt umgesetzt.

 

Ergo

Gastronom*innen sind sich daher einig: Es braucht klare und verbindliche Vorgaben. Erstens: Ein fixer Termin. Zweitens: Klare Vorgaben, welche Restaurants einen wirtschaftlichen Betrieb erlauben. Und zwar unabhängig von Wetter und Aussensitzplätzen. Zum Beispiel wäre eine vollständige Öffnung der Innenräume für Personen mit Impfschutz bzw. Immunisierung denkbar

 

Das Bundesamt für Justiz in der Schweiz, zahlreiche deutsche Rechtswissenschaftler und Politiker wie der deutsche EU-Parlamentarierer für die Grünen, Reinhart Bütikofer, argumentierten, dass aufgrund des Gleichheitsgebots die Freiheits- und Grundrechte nur begründet entzogen werden können, und ein solcher Grund fehlt für geimpfte Personen, wenn von ihnen keine ernsthafte Ansteckungsgefahr mehr ausgeht - was wissenschaftliche Studien aus Israel, das Land in dem das Impfprogramm am weitesten fortgeschritten ist, zeigen.

Wie denkst Du darüber - stimme hier ab und sehe, wie andere darüber denken.

 

Wann und wie sollen Restaurants wiedereröffnen?
Sofort und zwar mit voller Kapazität, Innen und Aussen
Sofort mit rigorosem Schutzkonzept, z.B. Plätze nur im Freien
Warten bis alles unter Kontrolle ist, dann mit voller Kapazität
Warten bis alles unter Kontrolle ist, dann Schrittweise zur vollen Kapazität
 
 
 
 
 
 

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